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Jüdische Geschichte von Gailingen beeindruckt Jusos

Jusos in Aktion

Joachim Klose erklärt die Inschrift auf einem jüdischen Grabstein.

Gemeinsam mit der SPD Gailingen organisierten die Jusos Hegau-Höri einen Besuch des jüdischen Museums und des jüdischen Friedhofs in Gailingen. Joachim Klose vom Verein für jüdische Geschichte Gailingen übernahm die Führung. „Die Geschichte Gailingens steht exemplarisch für die deutsche Geschichte. Sie mahnt uns in jeder Situation gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus einzutreten“, resümierte der Sprecher der Jusos Nicolas Schlegel.

Über 30 Personen waren zu der öffentlichen Veranstaltung nach Gailingen gekommen. René Frey von der SPD Gailingen begrüßte und leitete kurz ins Thema ein. „Heute lebt in Gailingen kein einziger Jude mehr. Dabei lebten im 19. Jahrhundert fast gleich viele Juden und Christen gemeinsam im Gailingen“, berichtete Frey. Joachim Klose bestätigte diese Einführung. So seien die ersten Juden wahrscheinlich schon vor dem 30-jährigen Krieg nach Gailingen gezogen. Erstmals urkundlich erwähnt, wurden Juden im Jahr 1653. Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Juden in Gailingen in der Bevölkerungsmehrheit. Zu dieser Zeit respektierten sich Juden und Christen in Gailingen. Von 1870 bis 1884 war gar der Jude, Leopold Hirsch Guggenheim, Bürgermeister der Hochrhein-Gemeinde. „Er war ein liberaler Jude, der auch in der nicht-jüdischen Bevölkerung sehr anerkannt war“, berichtete Klose.

Zu Beginn der 1930er Jahre hatte sich der Anteil der jüdischen Bevölkerung auf 15% reduziert. Der immer stärker werdenden NSDAP traten die Juden selbstbewusst entgegen. Es ist überliefert, dass einige Juden Parteiveranstaltungen der NSDAP besuchten und sich aktiv an den Diskussionen beteiligten. So konnten sie die ein oder andere Versammlung ‚sprengen‘. Nach der Machtergreifung der NSDAP am 30. Januar 1933 kippte auch in Gailingen die Stimmung innerhalb weniger Tage. Die im Ortsbild anerkannten Juden, waren plötzlich nicht mehr gerne gesehen. In der Reichpogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden im ganzen Deutschen Reich jüdische Geschäfte und Synagogen von SS-Kommandos zerstört und abgebrannt. Auch in Gailingen wurden am Morgen des 10. November die Gailinger Juden vor der Synagoge versammelt. Sie mussten dabei zusehen, wie ihr Gotteshaus von den Nazis gesprengt wurde.

Am 22.10.1940 endete die jüdische Geschichte Gailingens. An diesem Tag wurden 218 Gailinger Juden in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich deportiert. 48 Juden wurden nach Konstanz gebracht. Diese waren meist sehr alt und kamen in eine Art jüdisches Pflegeheim. In den ersten Monaten starben 30 % der Gailinger Juden in den Internierungslagern. Viele wurden später in die Vernichtungslager in Osteuropa deportiert. „Nur wenige Gailinger Juden überlebten den Holocaust. Ein einziger Überlebender wohnte nach dem Krieg noch einmal in Gailingen. Doch im Jahr 1946 zog er nach Konstanz. Seit dem leben keine Juden mehr in Gailingen“, schloss Klose seinen Vortrag ab.